Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg – in Europa. In Afrika herrschte dagegen bereits seit 1935 Krieg um Äthiopien (mit Soldaten aus 17 Ländern und drei Kontinenten). Auch Japan griff China bereits 1937 an. Bis 1945 leisteten Millionen Soldaten aus der Dritten Welt einen wichtigen Beitrag, um die Menschheit von Naziterror, italienischem Faschismus und japanischem Großmachtwahn zu befreien. Dazu gehörten Inder und Chinesen, Afrikaner und Lateinamerikaner, Filipinos und Pazifikinsulaner. Männer und Frauen von allen Kontinenten leisteten freiwillig und aus antifaschistischem Bewusstsein oder zwangsrekrutiert für die Krieg führenden Kolonialmächte Militär- und Arbeitsdienste. Weite Teile der Dritten Welt – von der lateinamerikanischen Küste über Nordafrika und den Nahen Osten bis nach Indien, Südostasien und Ozeanien – dienten als Schlachtfelder und blieben nach Kriegsende verwüstet zurück.
Allein in China forderte der Krieg mehr Opfer als in Deutschland, Italien und Japan zusammen. Bei der Befreiung der philippinischen Hauptstadt Manila von den japanischen Besatzern kamen mehr Zivilisten ums Leben (100 000) als durch die Bombardements der Alliierten auf Berlin, Dresden und Köln. Die Kolonien der Krieg führenden Mächte mussten zudem Nahrungsmittel für die kämpfenden Truppen und Rohstoffe für die Rüstungsproduktion liefern. Oft hungerte deshalb die einheimische Bevölkerung.
Auch das NS-Regime bezog kriegswichtiges Material aus den französischen Kolonien in Afrika und Indochina, die unter der Kontrolle der Kollaborationsregierung in Vichy standen. Die Nazis wollten nach der Unterwerfung Osteuropas zudem ein Kolonialreich in Zentralafrika erobern und über Nordafrika in den Nahen Osten vorstoßen. Hunderttausende Juden in dieser Region mussten deshalb um ihr Leben fürchten. 1942 landete ein SS-Kommando in Tunesien, das die Juden in Palästina vernichten sollte, und noch im chinesischen Schanghai sahen sich Zehntausende jüdischer Flüchtlinge von Gestapo-Verfolgern bedroht.
In der Dritten Welt gab es allerdings nicht nur Opfer, sondern auch Kollaborateure der faschistischen Achsenmächte, die im Krieg an deren Seite kämpften, so zum Beispiel in Nordafrika, Palästina, dem Irak, Indien, Thailand und Indonesien.
Die neuste Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum der Stadt erinnert an dieses vergessene Kapitel mit Fotos und Texten, Video- und Hör-Stationen sowie Stimmen von Zeitzeugen und Historikern, zusammengetragen bei Recherchen in 30 Ländern.
Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Filmen, Lesungen, Vorträgen, Führungen und einem spektakulären Hiphop-Tanztheater folgt den geographischen und inhaltlichen Kapiteln der Ausstellung: Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika im Zweiten Weltkrieg, Judenverfolgung außerhalb Europas und Kollaboration.
Veranstaltungen in der Langen Nacht der Kölner Museen, am Tag der Menschenrechte (mit einer Zeitzeugin aus Südkorea), zu kolonialen Traditionen in Deutschland und zum Rassismus innerhalb der US-Streitkräfte sowie spezielle Angebote für Schulklassen ergänzen das Programm.
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