Fast verschwunden ist das alte Judenviertel in Köln. Was Ieoh Ming Pei in großem Stil in den Hof des Pariser Louvre setzte, steht in kleinerer Ausführung vor dem Kölner Rathaus. Aber was in der Seine-Metropole nur einen profanen Eingang überdacht, das schützt in Köln ein über achthundertjähriges Kultbad: die jüdische Mikwe.
Die jüdische Gemeinde baute ihre Mikwe tief in den Boden, um an das Grundwasser, „lebendes Wasser“, zu kommen, das für rituelle Waschungen unabdingbar war. Die heute zu bewundernde Treppenanlage mit Vorraum und Umkleidenische in der Mikwe entstand, wohl als Nachfolgemodell einer älteren Anlage, im Jahr 1170. Noch heute ändert sich der Grundwasserspiegel in sechzehn Meter Tiefe. Je nach dem Wasserstand des Rheins, „lebt“ das Wasser also noch.