Politisches Kabarett auf höchstem Niveau

Wilfried Schmicklers neues Soloprogramm „Zum Dritten"
Zuhören und aufpassen ist oberstes Gebot bei Wilfried Schmicklers neuem Liveauftritt „Zum Dritten“. Denn sonst sind die Pointen, die nur so auf die Zuschauer niederprasseln, bereits passé. Aber das aufmerksame Zuhören fällt nicht schwer angesichts des mit brillantem Wortwitz dargebotenen Programms.
„Wenn man nur eine Sekunde nicht aufpasst, hat man bereits die Hälfte nicht mitbekommen“, spricht eine Zuschauerin in der Pause genau das aus, was einen Auftritt Wilfried Schmicklers so einzigartig und auch unverwechselbar macht. Kaum hat der Künstler die Bühne betreten, so prasselt es auch staccato auf den Zuhörer ein. Wortgewaltig und rhetorisch brillant, gnadenlos und ohne falsche Rücksichtnahme werden aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft aufs Korn genommen und messerscharf kommentiert. Ob es sich um die Diskussionen zum Bau der Ehrenfelder Großmoschee handelt, um eine beginnende Klimakatastrophe, No-Go-Areas während der Fußballweltmeisterschaft oder Verstümmelungen in der deutschen Sprache. Wilfried Schmickler präsentiert sein Programm mit gewohnt scharfer Zunge, in atemberaubender Schnelligkeit und oft bis knapp an die Schmerzgrenze. Da bleibt das Lachen auch schon mal im Halse stecken, wenn es um die braunen Auswüchse im sächsischen Landtag geht oder Debatten um die neue Unterschicht.
Unbequeme Wahrheiten
Vielfältig und abwechslungsreich ist auch Schmicklers Vortragstechnik. Mal verpackt er seine unbequemen Wahrheiten in Gedichte, die er im Sprechgesang deklamiert. Oder er gibt seine ironisch und provokant formulierten Kommentare in Form von Liedern wieder, die er mit fester und kräftiger Stimme erstaunlich melodiös zum Besten gibt. Und es bleibt kein Auge trocken, wenn er verfremdete Gesichter auf die Leinwand projiziert, die aus Politikern und Möchtegern-Staatsmännern Witzfiguren werden lassen. Langeweile kommt auch keine auf: Mit seinen intellektuell auf höchstem Niveau dargebotenen Beiträgen spricht er den Zuschauern aus dem Herzen, ohne jedoch platt zu wirken.
Am Puls der Zeit
Nach seinen Soloprogrammen „Aufhören“ und „Danke“ ist Schmickler mit seinem neuen Live-Programm wieder am Puls der Zeit. Mit aktuellen Themen, die unter die Haut gehen. Frech und mit gewaltigem Wortwitz, lautstark, provokativ und dabei höchst unterhaltsam präsentiert er sich in gewohnter Perfektion und mit scharfer Zunge. Dabei zieht der auch als Rausschmeißer bei den WDR-Mitternachtsspitzen bekannte Kabarettist alle künstlerischen Register und weiß diese perfekt und im richtigen Moment einzusetzen. Ein Muss für alle Schmickler-Fans und für alle, die Freude an politischer Satire plus guter Unterhaltung haben.
Ute Hayit
Die Redaktion hat die Aufführung „Zum Dritten“ im fast voll besetzten Bürgerhaus Troisdorf erlebt, die von der Kultur und Veranstaltungs GmbH Troisdorf (KUVE) durchgeführt wurde.
Wilfried Schmickler

Wilfried Schmickler, geboren 1954 in Leverkusen-Hitdorf, gründete nach Abitur und Zivildienst eine Sprechgruppe, aus der das Trio „Matsche, Works und Hallies“ hervorging. Später benannte sich dieses in „Matsche, Works und Pullrich“ um und gastierte in den nachfolgenden Jahren an verschiedenen Orten.
1989 kam Wilfried Schmickler zum „Dreigestirn“, als er für den ausgestiegenen Jürgen Becker auf dessen Empfehlung hin dem Trio beitrat. Seit 1990 ist Schmickler Mitwirkender der WDR-Kabarettsendung Mitternachtsspitzen, wo er u .a. als Rausschmeißer mit den Worten „Aufhören, Herr Becker“ jeweils die Sendung mit einer flammenden Rede beendet.
2001 erhält Wilfried Schmickler mit dem „Dreigestirn“ den Deutschen Kleinkunstpreis. 2007 wird er mit dem Prix Pantheon in der Sparte Sonderpreis der Jury mit dem Titel „Reif und Bekloppt" ausgezeichnet und mit dem Deutschen Kabarett-Preis der Stadt Nürnberg geehrt.