Wie bereits auf <link _blank external-link-new-window external link in new>koeln-magazin.de berichtet, ist am 3. März das historische Archiv der Stadt Köln eingestürzt. Die Stadt und Vertreter der Kölner Verkehrsbetriebe informierten aus diesem Anlass heute Medienvertreter aus Köln und weit darüber hinaus.
Nach Aussage des Feuerwehrchefs <link http: www.bf-koeln-fw5.de index.php _blank external-link-new-window external link in new>Stephan Neuhoff werden unter den Trümmern noch zwei männliche Personen, die im Dachgeschoss des ebenfalls eingestürzten Nachbarhauses links neben dem Historischen Archiv wohnten, vermutet. „Ihre Überlebenswahrscheinlichkeit geht gegen Null“, so Neuhoff. Da die Tragfähigkeit der Unglücksstelle nicht geklärt ist, werden die Bergungsarbeiten noch weiter andauern. Es sei nicht möglich, mit schweren Autos auf das Grundstück zu fahren, dies erschwere die rettungsvorbereitenden Maßnahmen enorm. Zuerst müsse das an das ehemalige Stadtarchiv angrenzende Haus abgerissen werden, um weitere Gefahren beseitigen und den Trümmerkegel betreten zu können. Das Haus wird nur noch durch den Trümmerberg selbst gestützt. Es grenze an ein Wunder, dass alle Mitarbeiter und Gäste des Historischen Archivs das Gebäude innerhalb von nur drei Minuten hätten verlassen können, bevor das Haus eingestürzt sei, sagt Kölns Kulturdezernent <link http: de.wikipedia.org wiki georg_quander _blank external-link-new-window external link in new>Georg Quander.
Um die Umgebung zu stabilisieren, sind 300 Tonnen Beton in den 12 Meter tiefen Krater geschüttet worden, weitere 700 Tonnen sollen folgen.
Die Einsatzkräfte konnten 115 Personen aus den umliegenden Häusern evakuieren. 72 davon befanden sich zuvor in dem benachbarten Altenheim. Die Menschen wurden entweder in Notunterkünfte gebracht oder kamen bei ihren Familien unter. Der Großteil der Hausbewohner soll jedoch heute wieder in seine Wohnungen zurück können. Mehr als 200 Helfer sind derzeitig noch vor Ort.
Oberbürgermeister <link http: de.wikipedia.org wiki fritz_schramma _blank external-link-new-window external link in new>Fritz Schramma, der zur Pressekonferenz seinen Urlaub abgebrochen hatte, lobte den tatkräftigen Einsatz aller Beteiligten, vor allem „das besonnene Verhalten der Schulleitung“, die alle Schüler ohne Schaden aus dem anliegenden Gymnasium auf den Schulhof geführt hat. Schramma zeigte sich schockiert über den Unglücksfall und forderte eine „lückenlose Aufklärung“. Er wies die Vorwürfe zurück, dass mit Hinweisen fahrlässig umgegangen sei, da ihm keinerlei bedrohliche Meldungen über das Archiv vorlägen. Er wolle sich dafür einsetzen, dass jedem noch so kleinen Hinweis nachgegangen wird, um weitere Unglücke zu vermeiden.
Die Unfallursache ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geklärt. Kulturdezernent Georg Quander betonte jedoch, dass das Haus nicht in sich zusammen gebrochen sei, sondern sich ein Erdkrater unter dem Fundament gebildet hätte, der den Einsturz des Archivs verursachte. Es wird vermutet, dass der Bau des Tunnels für die Nord-Süd-Stadtbahn Ursache für den Einsturz sein könnte. Laut Stadt waren Statiker allerdings bei mehreren Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass keine Gefahr für das Gebäude bestehe. Durch den Schacht, der für den Bau ausgehoben wurde, sei Erde nachgerutscht. Dadurch sei dem Historischen Archiv möglicherweise der Boden entzogen worden, so Neuhoff zur möglichen Unglücksursache. Vorstand <link http: www.kvb-koeln.de _blank external-link-new-window external link in new>Jürgen Fenske von den Kölner Verkehrsbetrieben erklärt: „Was passiert ist, wissen wir. Aber wir wissen nicht, warum“. Man arbeite nun mit Hochdruck daran, die Ursachen aufzuklären. Die KVB will den U-Bahnbau in der Stadt nicht unterbrechen. Auch die bestehenden Setzrisse an dem Archiv seien nicht der Grund für den Einsturz gewesen. Die letzte Begutachtung sei Ende 2008 erfolgt, so ein Vertreter der KVB.
Ein Baustopp wurde von allen Beteiligten nicht als produktiv eingestuft, da derzeit keine weitere Gefährdung vorläge und die Bauarbeiten für die Rettung des Archivs sogar förderlich seien. Ein Baustopp wäre „kontraproduktiv“, so ein Sprecher der KVB.
Der hintere Anbau des 1971 erbauten Archivs wurde weitgehend nicht in Mitleidenschaft gezogen. Zur Rettung der 30 Regalkilometer Kulturgut kamen mehr als 20 Archivare, die den Keller des Gebäudes leer räumten und einen Teil der Dokumente so bewahren konnten. Das Material wird in entsprechenden Behältern abtransportiert. Die Urkunden im vorderen Teil des Gebäudes sind immer noch unter den Trümmern begraben. Das Stadtarchiv gilt als eines der größten kommunalen Archive Deutschlands. Der Versicherungswert beträgt 400 Millionen Euro. Wichtiger als der finanzielle Schaden sei jedoch der „geistige Verlust“, erklärt Schramma. Von einigen der kostbaren Archivalien existieren nicht einmal Abschriften. Schramma hat NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers um Unterstützung gebeten, da er die Rettung des Stadtarchivs als eine „nationale Aufgabe“ ansieht und das Kulturgut gerettet werden müsse.
<link internal-link>Lale Akgün, Mitglied des Vorstandes der SPD und Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Köln-Süd, reiste extra aus Berlin nach Köln, um sich selbst <link internal-link>
ein Bild von dem Unglück machen zu können. „Die Ausmaße sind erschütternd und meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen“, so Lale. „Es ist natürlich auch sehr schlimm, dass das 'Gedächntnis von Köln', die unersetzbaren Archivbestände, betroffen sind. Jetzt müssen die Ursachen für dieses furchtbare Unglück auf den Tisch!", so ihre erste Einschätzung.
Georg Quander hofft, dass der Teil der Archiv-Dokumente, der auf dem gesicherten Teil der Straße verschüttet ist, gerettet werden kann und erwähnt, dass zum Schutz vor Regen und Nässe provisorisch eine Wetterschutzplane auf die Trümmer gelegt wird. Der Teil, der in den Krater gefallen ist, sei jedoch akut gefährdet. Vor allem der Wassereinbruch bereitet ihm Sorgen. Wasser sei „der größte Schädling“. Im schlimmsten Fall sei der Schaden größer als beim Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar.
Der Oberbürgermeister hob die „große Welle der Solidaritätsaktionen“ positiv hervor. „Es ist zu befürchten, dass der Großteil des Kulturguts der Stadt irreparabel zerstört ist“, so Schramma. Viele Bürger zeigen sich daher betroffen und wollen ihren Beitrag zur Schadensregulierung leisten. Die erste Bürgerinitiative zur Rettung der Stadtarchivschätze wurde von <link internal-link>Mike Gahn ins Leben gerufen. Er fordert alle Kölner unter <link http: www.koelner-stadtarchiv.de>www.koelner-stadtarchiv.de dazu auf, sich freiwillig für die Bergungsarbeiten der historischen Dokumente zu melden. Gahn empfindet sowohl den Unfallhergang als auch den Verlust des Kölner Kulturguts als eine Katastrophe und jeder Bürger sollte helfen, den „Totalverlust“ zu verhindern.
Im <link http: www.fwg-koeln.de _blank external-link-new-window external link in new>Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in der Severinstraße und im <link http: www.kaiserin-augusta-schule.de _blank external-link-new-window external link in new>Kaiserin-Augusta-Gymnasium am Georgsplatz findet in dieser Woche mit Ausnahme für die Klassen 13 kein Unterricht mehr statt. Die Stadt bemüht sich, bis zum kommenden Montag für die rund 2.000 Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen geeignete Räumlichkeiten zu finden.
Die Stadt Köln hat ein Bürgertelefon eingerichtet. Das Telefon ist ab sofort rund um die Uhr besetzt. Die Nummer lautet 0700/0221 1111.
Judy Muhawi
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...zur aktuellen Meldung vom 6.3.2009
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...zur Meldung vom 5.3.2009
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...zur Meldung vom 3.3.2009
<link stadtarchiv-koeln.html external-link-new-window external link in new>
ausführlicher Hintergrundbericht zum Stadtarchiv-Einsturz





