Die konzeptuellen Filme und Fotografien von Jeanne Faust verweisen auf ein kulturell geprägtes Film- und Bildgedächtnis. Sie inszeniert Szenen, die alltäglich wirken, gleichzeitig jedoch einem Spielfilm entnommen sein könnten. Momente der Imagination und Projektion von Gefühlen, die sich an unsere Wahrnehmung und Deutung von Bildern heften, spielen in Jeanne Fausts Filmen eine wichtige Rolle. Sie verwendet jedoch keine direkten Filmzitate, sie greift vielmehr auf den Vorrat kinematografischer Erinnerungen zurück, der Teil unseres kulturellen Bildgedächtnisses geworden ist. In den Filmen der Künstlerin überblenden sich vorgefundene, erinnerte und erwartete Bilder in einer hybriden Mischung aus Pose und Inszenierung.
Der Dialog der Protagonisten im neuesten Film „excuse me brother“ von Jeanne Faust verschiebt sich in seinem Verlauf vom Sichtbaren, der Kommentierung der Präparation einer Gottesanbeterin, immer stärker in den Bereich des Unsichtbaren, der persönlichen Befindlichkeit der Personen. Faust spitzt den Entzug der Handlung weiter zu und erlaubt gerade dadurch eine Reflexion darüber, wie in unsere Deutung von Bildern Momente der Imagination einfließen, und wie die komplexe Wechselbeziehung zwischen Bildern und Sprache Bedeutung schafft.
Das Museum Ludwig zeigt „excuse me brother“ vom 23. Januar bis 13. April 2008. Im Rahmen der Ausstellung sind noch drei weitere ältere Videoarbeiten von Jeanne Faust zu sehen: „sonst wer du“, „IV“ und „Rodeo“.Jeanne Faust wurde 1968 in Wiesbaden geboren und lebt in Hamburg. Sie hatte zahlreiche Ausstellungen und war eine der vier Letztnominierten für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst, Hamburger Bahnhof, Berlin, 2007. „Excuse me brother“ ist Jeanne Fausts erste Einzelausstellung in Köln. Das Werk bildet den dritten Teil der Edition Bewegte Bilder – eine Kooperation des Museum Ludwig mit der Sammlung Rheingold.





