Im 16. Jahrhundert ist Köln die einzige größere Stadt von Rang, in der sich die Reformation nicht wenigstens phasenweise durchsetzen konnte. Dieser „Sonderweg“ Kölns ist allenthalben festgestellt worden. Der französische Historiker Gérald Chaix hat diese Epoche gründlich erforscht und nennt viele Gründe dafür. Leicht vereinfacht lassen sie sich auf den kurzen Nenner bringen: Kölscher Pragmatismus – man wollte sich nicht unnötig in Konflikte verstricken.
Obwohl der neue Band der Stadtgeschichte die Reformation und die katholische Reform im Titel trägt, handelt er nicht nur von Religionsgeschichte, sondern schildert das Leben im 16. Jahrhundert in all seinen Facetten. „Es dürfte kaum einen Band der neuen Kölner Stadtgeschichte geben, der dem Ziel einer ‚Gesamtschau des Lebens in der Stadt‘ so nahe gekommen ist wie dieser“, sagte der Historiker Gerd Schwerhoff bei der Vorstellung des 5. Bandes der Kölner Stadtgeschichte: „Von der hohen Politik über das Wirtschaftsleben bis hin zu Wohnen, Kleidung und Konsum; vom Alltag der kleinen Leute in bescheidenen Häusern inmitten oft sehr schmutziger Straßen bis hin zu den Schmuckstücken der Renaissancekunst wie der um 1570 entstandenen Rathauslaube.“
Gérald Chaix erteilt der weit verbreiteten These eine Absage, Köln habe sich im 16. Jahrhundert in einem „Dornröschenschlaf“ befunden, und zeichnet das Bild einer lebendigen Stadt auf ihrem Weg in die Neuzeit. Viele Themen, die die Menschen in Köln damals beschäftigten, erscheinen uns heute überraschend nah: So gab es einen großen Zustrom von Migranten aus den Niederlanden, die vor dem blutigen Regiment des Herzogs von Alba flohen. Pestepidemien suchten die Stadt regelmäßig heim und führten zu zahlreichen Todesopfern. Und dann gab es auch noch eine veritable Klimakrise: Die „Kleine Eiszeit“ brachte nasskalte Sommer und extrem kalte Winter mit sich, was zu schlechten Ernten, hohen Brotpreisen und Hungersnöten führte.
„Wer im neuen Chaix stöbert, wird durch eine Vielfalt belohnt, die ihresgleichen sucht“, sagte Gerd Schwerhoff und lobte auch die vielen qualitätsvollen Abbildungen. Ein besonderes Glanzstück ist zweifellos ein Nachdruck des berühmten Mercatorplans, der dem Buch beiliegt: Der 1570 vom Kartografen Arnold Mercator angefertigte Kupferstich war der erste exakte Stadtplan Kölns.
Das Buch

Gérald Chaix
Köln im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform
1512/13 - 1610
Geschichte der Stadt Köln, Band 5
Mit einem Reprint des Mercator-Stadtplans als Beilage
504 Seiten | ca. 100 Abbildungen | Format 17,5 x 26 cm
Leinen mit Schutzumschlag: 60,00 € | ISBN 978-3-7743-0446-8
Halbleder im Schuber: 105,00 € | ISBN 978-3-7743-0447-5
Das Buch ist im Buchhandel erhältlich
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Der Autor
Prof. Dr. Gérald Chaix, geb. 1947 in Paris, war Directeur de la Mission Historique Française en Allemagne am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen, Professor für Moderne Geschichte an der Université François-Rabelais in Tours und Rektor der Akademie von Straßburg und von Nantes. Der Experte für die Geschichte des Spätmittelalters und der Renaissance ist seit jeher von Köln fasziniert: Er schrieb bereits seine Doktorarbeit über die Kartäuser im Köln des 16. Jahrhunderts. Später habilitierte er sich mit einer Studie zu religiösem Leben und Bürgerbewusstsein im Köln des 16. Jahrhunderts.
Die Herausgeberin
Herausgeberin der Kölner Stadtgeschichte in 13 Bänden ist die Historische Gesellschaft Köln. Mit Veröffentlichung dieser Reihe wird der seit Jahrzehnten immer wieder formulierte Wunsch, eine wissenschaftlich fundierte, aus der Forschung gewachsene und gut lesbare Darstellung der 2000-jährigen Stadtgeschichte zu besitzen, im Greven Verlag Köln erfüllt. In 13 Bänden stellen international renommierte Historiker die Entwicklung des politischen Gemeinwesens dar, das sich stets seiner eigenen, historisch gewachsenen Identität bewusst war.





