Selbstlos beliefert es seit Jahrtausenden die Menschen mit Milch, Fleisch und Wolle, das Ovis orientalis aries, besser bekannt als "gemeines Hausschaf". Der ein oder andere aus der - im Einzelfall tatsächlich "gemeinen" - Gattung Homo sapiens weiß das offensichtlich nicht zu würdigen. Zwei fragwürdige Exemplare (37, 27) genau dieser Lebensart gingen am Dienstag (01. Dezember) der Kölner Polizei ins Netz.
Gegen 01.00 Uhr war einer Streifenwagenbesatzung auf der Autobahn A 4 ein silberfarbener 3er BMW aufgefallen. Das angebrachte Ausfuhrkennzeichen war tags zuvor abgelaufen. In Schlangenlinien fuhr das verdächtige Fahrzeug auf der Rodenkirchener Brücke in Richtung Olpe. An der Anschlussstelle Poll stoppten die Beamten den Wagen.
Am Steuer: Ein offensichtlich alkoholisierter 37-Jähriger. Ein Atemalkoholtest ergab dann auch 1,38 Promille. Während sein der deutschen Sprache nicht mächtiger Beifahrer (27) nicht befragt werden konnte, gab der Betrunkene an, nach Rumänien fahren zu wollen. In der Bundesrepublik haben beide keinen festen Wohnsitz.
Im Rahmen der Kontrolle fiel den Polizisten ein verdächtiger Gegenstand im Kofferraum auf, dessen Abdeckung entfernt war: Unter einer - sinnigerweise - Wolldecke bemerkten die Ordnungshüter einen sich schwach bewegenden, cirka 50cm hohen Gegenstand. Umgehend wurde der Fahrzeugführer aufgefordert, den Kofferraum zu öffnen. Unter der als Tarnung übergeworfenen Decke lag ein an den Beinen gefesseltes Schaf. Nur noch schwach atmend, apathisch. Die Hufe mit Schlamm beschmutzt. Ebenso wie die Bekleidung der Festgenommenen. Unverzüglich zogen die Beamten die Tierrettung der Feuerwehr hinzu. Dieser wurde der offenbar gestohlene Vierbeiner übergeben.
Die gerade abgelaufenen Ausfuhrkennzeichen wurden sichergestellt. Ebenso der vorgewiesene Führerschein und der Fahrzeugschein. Der BMW wurde verschlossen vor Ort belassen. Die ertappten Tierdiebe wurden festgenommen und im Streifenwagen zur Wache gefahren. Dort entnahm ein Arzt dem Fahrer eine Blutprobe.
Auf Befragen behauptete der 37-Jährige, das Schaf "auf dem Flohmarkt von einem Türken für 80 Euro gekauft" zu haben. Er wolle es nach Rumänien zur Schlachtung bringen.
Kurz darauf erschien jedoch eine Schäferin eines Zuchtbetriebes in Bornheim auf einer Bonner Polizeiwache. Ihr sei im Laufe der Nacht ein Schaf von der Weide gestohlen worden, gab sie zur Anzeige.
Anhand der im Ohr des hilflosen "Entführungsopfers" angebrachten Erkennungsmarke hatten die Polizisten auch bereits ebendiese Bonner Schäferei ermittelt.
Das seitens der Feuerwehr betreute - noch namenlose - Tier hatte im Tierheim Delbrück bis dahin schon wieder zu sich gefunden. Es ist den Umständen entsprechend wohlauf. Lebhaft und freudig ließ es sich heute von seiner glücklichen Halterin drücken und zurück auf "seine Weide" bringen.
Die beiden nach ihrer Vernehmung wieder entlassenen, tatsächlich "schwarzen Schafe", müssen sich nun wegen Trunkenheitsfahrt sowie Diebstahls und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten.
Und auf einer Weide in Bornheim, ganz nahe der Autobahn A 555, grast ein glückliches Schaf.





