Die Kölner Tageszeitungen werden seit dem ersten August aktiv bestreikt. Dazu zählen der Kölner Stadt-Anzeiger, die Kölnische Rundschau und auch der Express. Grund dafür sind die seit bereits über einem Jahr andauernden Verhandlungen um Tarifverträge. Auch Einbußen in Urlaubs- und Weihnachtsgeld für Redakteure sowie Tarifverträge für Neueinsteiger sollen verhandelt werden.
Nach einer gestrigen Zusammenkunft der verhandelnden Parteien, unter anderem Kajo Döhring vom Deutschen Journalisten Verband (DJV), Frank Werneke von der Vereinten Dienstleistungsgesellschaft (ver.di) und Werner Hundhausen vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) konnten erste Kompromisse eingegangen werden. So ist laut Hendrik Zörner, dem Pressesprecher des DJV, ein großer Schritt erreicht worden, da der neue Tarif, der unter anderem eine Gehaltssenkung von 25% beinhalten sollte, „generell vom Tisch“ sei.
Verhandlungen im Tarifstreit fangen jetzt erst an
Dennoch betonen sowohl der DJV als auch ver.di, dass die Verhandlungen erst begonnen haben. Es handelt sich dabei um eine erste Annäherung, bei der noch nicht von vertraglicher Festlegung gesprochen werden kann. Für Bernd Fiegler, den Geschäftssekretär von ver.di, ist demnach „die Kuh noch nicht vom Eis“, allerdings sei ein Bewegen von beiden Seiten bemerkbar geworden.
Die Angebote, zum Beispiel über den Kündigungsschutz und die Altersversorgung, die vom BDZV gemacht worden sind, müssten noch weiter diskutiert werden. Ein neuer Termin für die nächste Verhandlungsrunde stehe noch nicht fest. Für die Mitarbeiter der Tageszeitungen sei der Streik das letzte Mittel gewesen, um ihre Meinung gegenüber dem Arbeitgeber zu äußern. Die Hauptlasten des Streiks tragen vor allem Ostwestfalen, das Ruhrgebiet und Köln.
Für Burkhard Schaffeld, Justiziar und Mitglied der Geschäftsführung des BDZV, können die Gewerkschaften von den neuen Verhandlungen allerdings nicht überrascht gewesen sein. Der Schwerpunkt in den weiterführenden Verhandlungen liegt seiner Meinung nach nun vor allem in den Auseinandersetzungen über die Tarifverträge der Berufseinsteiger, die bereits seit 2003 modifiziert werden sollten. Diese Tarifverhandlungen stehen seitdem im Raum und nach dem Sprichwort „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ müssten diese nun auch unter völlig neuen wirtschaftlichen Aspekten verhandelt werden. Wirtschaftliche Veränderungen fordern demnach auch neue Inhalte. Schaffeld verspricht allerdings, dass der Beruf des Journalisten auch weiterhin attraktiv bleiben und seinen bundesweiten Stand hinsichtlich seiner günstigen Tariflage behalten wird.
Erste Auswirkungen für den Leser werden bemerkbar
Die Leser bemerken die Auswirkungen des Streiks bis jetzt wohl am ehesten in den Lokalteilen ihrer Tageszeitung. Laut Angaben von Thomas Käding, Redakteur der Redaktion Leverkusen des Kölner Stadt-Anzeigers, streiken in der Redaktion Leverkusen alle Redakteure. Allein die leitenden Redakteure enthalten sich. Bemerkbar macht sich das vor allem im Blattumfang der Zeitungen. Zudem äußern die Leser erste Beschwerden über den sinkenden Informationsgehalt.
Die Gewerkschaft hat heute beschlossen, den Streik noch bis einschließlich Sonntag fortzusetzen, um der BDZV mit den Worten Fieglers zu signalisieren: „Mit uns könnt ihr nicht Schlitten fahren“. Mit dem Ende des Streiks am Montag soll eine Ruhepause eingelegt werden, um beiden Seiten Zeit zu geben, über die jeweiligen Forderungen zu diskutieren. Bis dahin bleiben jedoch die Redaktionen in NRW weiterhin bestreikt.
Der Kölner Stadt-Anzeiger, die Kölnische Rundschau und der Express gehören zu der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg (MDS). Das Unternehmen kann den weiteren Streik nach den ersten Annäherungen der beiden Parteien nicht nachvollziehen. Daraus folge ein wirtschaftlicher Schaden, der laut Franz Sommerfeld, Vorstandsmitglied der MDS, Arbeitsplätze gefährde.
Louise Fiedel





