Pierre Boulez zum 100. Geburtstag in Kölner Philharmonie
Mit der „Stunde Null“ markiert die Geschichtsschreibung das Jahr 1945 als Ende von Diktatur und Weltkrieg vor achtzig Jahren. Kunst und Kultur in aller Welt erinnern 2025 an die gattungsübergreifenden Bewegungen der Nachkriegszeit. Kreative Zusammenhänge mit aktuellem Gegenwartsbezug sollen ausgelotet werden. Hierbei kommt etwa im übertragenen Sinn die Bedeutung der Kahlschlag- oder Trümmerliteratur des aus Köln stammenden Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll (1917-1985) für das Genre der Sprache „zu Wort“. Als wichtiges musikalisches Pendant für das Engagement der Aufbruchstimmung ist der bedeutende französische Komponist Pierre Boulez (1925-2016) zu nennen.
Strenge „Serielle Musik“
Am 26. März jährt sich sein 100. Geburtstag. Grund genug, das Ideologieverständnis des Neuanfangs dieser Generation – zu der auch der einstige Student der Kölner Hochschule, Karlheinz Stockhausen (1928-2007), gehört – zu verinnerlichen. Das Boulez-Universum als radikale Abwendung vom Traditionellen existiert in der „Seriellen Musik“, die in der Ordnungsästhetik von Klängen und Parametern nach streng konstruktiven Prinzipien besteht. Sein Oeuvre hat das WDR-Sinfonieorchester unter Leitung des englischen Dirigenten Jonathan Nott jetzt in der Kölner Philharmonie mit einem großen Programmbogen gewürdigt. Im Zentrum stand das Opus Magnum „Pli selon pli – Portrait de Mallarmé“ mit der kanadischen Sopranistin Magali Simard-Galdès.
Urknall im „Faltenwurf“
Übersetzt mit „Falte für Falte“ ist dieses anspruchsvolle Werk nur selten auf Konzertbühnen zu hören. Mit einem Tutti-Urknall katapultiert Boulez' komponierter „Faltenwurf" gleich zu Beginn mitten in seinen akustischen Weltraum. Ähnlich dem „Plié“ im Ballett, bei dem vor und nach jeder Pose die Beine gebeugt, also gefaltet werden, fühlt es sich beim Hören mitunter an, in die Knie zu sacken. Um sich dann wieder zu strecken und zu expandieren. Das Konzept der polyphonen Werkstruktur erreicht den Kopf, der die radikal moderne Lyrik des Symbolisten Stéphane Mallarmé (1842-1898) notiert.
Das Festkonzert aus der Kölner Philharmonie wird am 26. März 2025 um 20 Uhr in „ARD-Konzert“ auf WDR 3 übertragen.
Am 15. Mai um 20 Uhr wird Pierre Boulez im Rahmen des Kölner Musikfestivals „Acht Brücken“ noch einmal mit seinem ebenfalls selten gespielten Stück „sur Incises“ geehrt, das zuletzt 1999 in der Philharmonie zu hören war.
Text/Foto: Ariane Günther
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